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Das Ensemble-Konzert vom letzten Mittwoch stand unter dem Motto „Musik über Musik“. Abgesehen vom Vivaldis Doppelkonzert RV 522, bei dem es sich um eine „Originalmusik“ handelt, bekunden die Komponisten der Musikstücke dieses Abends ausdrücklich, dass sie sich auf Musikgeschichte beziehen. Die Adaption längst komponierter Werke und Stile kann durchaus aus einer kritischen, parodistisch-rebellischen Position heraus erfolgen und hat somit auch mit dem Thema „Revolution“ des Festpielsommers 2013 zu tun.
daniel hope
Als erstes erklang Edward Griegs „Aus Holbergs Zeit“ op. 40. Komponiert hat Grieg das Stück im August 1884 aus Anlass des 200. Geburtstag des dänischen Barockdichters Ludvig Holberg. Die Festival Strings unter der Leitung von Daniel Dodds präsentierten das eher romantisch als barock anmutende Stück locker und leichtfüssig mit wunderschönen Pianissimi, sehr ausdrucksvollen melodiösen Passagen und starken Phrasierungen. Danach folgte das Konzert in a-Moll RV 522 von Antonio Vivaldi. Vivaldi veröffentlichte dieses Doppelkonzert für zwei Violinen im Rahmen seiner Sammlung „l’Estro armonico“, welche 1713 in Amsterdam erschien. Gleich zu Beginn verzauberte Daniel Hope mit dem unheimlich vollen, warmen Klang seiner Violine. Und während er im ersten Satz Daniel Dodds beinahe etwas an die Wand zu spielen schien, wurde im „Larghetto e spiritoso“ daraus ein inniges Miteinander, welches im dritten Satz mächtig und mit unglaublicher Virtuosität endete. Das Publikum honorierte diese Wiedergabe mit Bravo-Rufen.
daniel dodds
Im dritten Stück „Fratres“ für Violine, Streichorchester und Schlagzeug von Arvo Pärt konnte Hope wiederum den unvergleichlichen Klang seiner Violine perfekt einsetzen. Pärts „Tintinnabuli-Stil“, am besten zu übersetzen als „Glöckchen-Stil“, kam so perfekt zur Geltung. Die verschiedenen Variationen wurden jeweils mit einem wiederkehrenden Schlagzeug-Motiv eingeläutet. Von elegisch-strömend bis zu stürmisch anschwellend schienen sie sich am Ende im Nichts aufzulösen, ein Hörgenuss der ganz speziellen Art.
Nach der Pause wurden dann die Instrumente verkabelt für Max Richters „The four Seasons – recomposed“. Richter hat dieses Stück für Daniel Hope komponiert. Er habe es nicht mehr ertragen, die Vier Jahreszeiten in jedem Fahrstuhl, jedem Supermarkt zu hören und habe damit einen neuen Weg gehen wollen. Leider konnte Richter aus familiären Gründen an diesem Abend nicht wie geplant auf der Bühne mit dabei sein. So hatte er seinen persönlichen Tontechniker geschickt, damit das Stück nicht akustisch sondern wie geplant mit Synthesizer gespielt werden konnte.
Die Themen der einzelnen Jahreszeiten sind sehr gut erkennbar und scheinen anfänglich originalgetreu, werden dann aber entfremdet, Solis verändern sich, Rhythmen werden aufgebrochen, Passagen immer wieder repetiert. Dieses Repetitive, das Manisch-Variative macht den Reiz dieser Komposition, darunter erkennt und hört man simultan trotz allem immer wieder das Original. Das Publikum honorierte die hervorragende Leistung der Festival Strings, Daniel Doods und Daniel Hopes mit einer Standing Ovation
Text: Gabriela Bucher
Fotos www.lucernefestival.ch
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Danke für diese Kritik, der ich nur zustimmen kann. Daniel Hope hat schon eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Er ist nicht nur ein Weltklasse-Geiger, sondern auch ein wirklich interessanter Allrounder und Kosmopolit. Aber auch Dodds hat auf mich einen souveränen Eindruck gemacht. Die Leistung der Festival Strings würde ich als gut, aber an diesem Abend klanglich nicht auf allerhöchsten Niveau ansiedeln. Beim vierten Stück von „Vivaldi Recomposed“ (das ich von der CD gut kenne) fiel das Ensemble ausnahmsweise völlig auseinander, man war nahe am Chaos. Macht aber nichts, der Abend war trotzdem toll.