Migros kulturprozent classics: Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau im Kultur-Casino Bern, veröffentlicht auf www.innerschweizonline.ch und www.bochumer-zeitung.net

kulturcasino bern

Teo Gheorghiu

Die Konzertreihe Migros-Kulturprozent-Classics eröffnete die Saison 2012/2013 glanzvoll mit einem der besten Orchester Russlands: Das Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau musizierte zusammen mit dem jungen Schweizer Pianisten Teo Gheorghiu am 26. Oktober 2012 in Bern.

Als Schweizer Solist der ersten Tournee der Saison 2012/2013 der Migros-Kulturprozent-Classics interpretierte Teo Gheorghiu Beethovens 1. Klavierkonzert in C-Dur mit dem Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau unter der Leitung von Vladimir Fedoseyev. Fedoseyev gilt weltweit als einer der besten Spezialisten für russische Musik.

Auf dem Programm voller Drama und Romantik standen weiter Beethovens bekannte Ouvertüre «Leonore III» sowie die mitreissende Sinfonie «Manfred» von Peter I. Tschaikowski. Dieses wunderbare Werk, dessen Handlung in den Schweizer Alpen spielt, wurde von Lord Byrons romantischem Gedicht inspiriert

Im altehrwürdigen Kulturcasino Bern scheint alles etwas langsamer, die Garderobendamen binden sich die weissen Schürzen um, legen das Strickzeug weg, eine macht noch schnell die Einsatzpläne für den nächsten Monat, bevor sie sich den Besuchern widmet und hinter der Bar justiert ein junger Kellner die Preisliste auf dem Plasma-Bildschirm, bevor er die Bestellungen entgegennimmt, Kasse hat er noch keine, die kommt später. Und seltsam, zwar dieselbe Zusammensetzung eines Klassik-Publikums wie in Zürich, Basel oder Luzern, aber alle mit diesem ungemein breiten, gemütlichen, bodenständigen Berndeutsch, welches teilweise irgendwie nicht zur extravaganten Garderobe passen will.

Zum Auftakt des Konzertes also Beethovens Ouvertüre „Leonore III“. Ob es am Saal liegt, an den KKL-verwöhnten Ohren? Irgendwie will diese  nicht so richtig in Schwung kommen, nicht so richtig glänzen und kommt etwas verhalten daher. Dann betritt der junge Solist Teo Gheorghiu die Bühne, er hat wenig mehr zu tun mit „Vitus“ aus dem gleichnamigen Film, ist inzwischen  erwachsen geworden, elegant und  gutaussehend. Aber auch Beethovens 1. Klavierkonzert will einfach nicht ganz die richtige Stimmung aufkommen lassen. Technisch spielt Gheorghiu einwandfrei, die sanften, ruhigen Passagen kommen leichtfüssig daher, präzise, angenehm, aber es fehlt etwas an Dramatik. Im 3. Satz kommt etwas mehr Leben auf, auch etwas mehr Volumen, aber alles in allem fehlt diesem Beethoven der Schwung. Sein ganzes Können zeigt der junge Solist dann in der Zugabe, brilliert gar und spielt seine ganze Sensibilität aus.

Nach der Pause macht dann das Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau seinem Komponisten alle Ehren. Was hier nun in der Sinfonie „Manfred“ an Klangfülle entsteht, hat nichts mehr zu tun mit dem verhaltenen Beethoven. Die Bläsersektion läuft zur Hochform auf, satt, warm, gewaltig, die Streicher mal sanft schmeichlerisch, mal melancholisch, mal lieblich, mal bedrohlich, die wunderschöne Klangmalerei füllt den Saal und begeistert die Zuhörer. Die Spannungen werden gehalten, gekonnt ausgespielt, die Spiellust ist zu spüren und die Dramatik im letzten Satz wunderbar umgesetzt. Mit den beiden Zugaben rissen Fedoseyev und sein Orchester das Publikum gar von den Stühlen und entliess dieses versöhnt mit dem Abend.

Weitere Aufführungen in Zürich, St. Gallen und Genf

text gabriela bucher www.gabrielabucher.ch

fotos: migros kulturprozent www.kulturprozent

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