Luzerner Theater: TANZ 16: DON JUAN, Première, 1. Oktober 2014, veröffentlicht auf www.innerschweizonline und www.bochumer-zeitung.net

don Juan HeaderDer junge brasilianische Choreograf Fernando Melo hat die Ballettpantomime «Don Juan», neueste Produktion des Luzerner Tanzensembles, in der Mitte des 17. Jahrhunderts angesetzt mit der Kleidung, den Sitten und der Stimmungslage jener Zeit.

Damit hat er, wie er es sich gewünscht hat, ein einzigartiges Theatererlebnis erschaffen. Am letzten Mittwoch war Première.

Wenn man das Luzerner Tanzensemble aus früheren Produktionen kennt, sind die ersten Minuten etwas gewöhnungsbedürftig. Die beinahe minimalistischen Schritte, im Gegenzug dazu die opulenten Kostüme sind nicht das, wofür man das Ensemble kennt. Lässt man sich aber darauf ein, wird man belohnt mit einer ganz neuen Art des Tanzes, mit unglaublichen Bildern, Szenen, Bewegungsabläufen. Was da vor allem im ersten Teil auf der Bühne geboten wird, ist Vergnügen pur, komödiantischer Tanz oder getanzte Komödie. Das Ganze hat etwas unglaublich Verspieltes und Lustvolles an sich und es entstehen Bilder wie aus einem Märchenbuch. Da wird Verstecken gespielt hinter, unter, vor und zwischen den Stoff-Kulissen-Bahnen, Arme, Beine, Körper verschlingen, verdoppeln und umgarnen sich, erscheinen aus dem Nichts, zuweilen wird man an das Spiel „Scheren-Stein-Papier“ erinnert und kommt sich als Zuschauer manchmal so vor, als würde man durch ein Schlüsselloch in eine Fantasiewelt schauen. Köpfe rollen, rote Karten werden gezogen, das Paar im Liebespiel wird in einem Leintuch wie auf einem Karussell gedreht, immer wieder neu positioniert, drapiert. Einfache Holzbretter dienen als Vorspiegelung eines Labyrinthes, sind Wand, Bett, Türen, Mauern, die Tänzer verändern damit Szenen im Handumdrehen. Da ist eine Menge Spass und eine unglaubliche Dynamik drin, was viel Szenenapplaus und viele Lacher auslöst. Es gibt aber auch poetische und sehr dichte Momente, wenn Don seine Angebetete um-wirbt, wenn er sich buchstäblich um sie schlingt, wenn sich die Körper wie Magnete anziehen und die zwei sich schliesslich küssend über die Bühne bewegen, ohne dass sich ihre Lippen trennen. Magisch auch die Eroberungs-Szene mit Donna Chiara: Ein Brett trennt und verbindet gleichzeitig die zwei Liebenden, die Spannung und Anziehung ist greifbar, obwohl sich die beiden nicht berühren; Verführung pur.

Im zweiten Teil verfinstert sich das Ganze zusehends, wird dramatischer, verwirrter, härter, eindrücklich die Schlussszene, ein letztes Abendmahl, die Köpfe der Gäste wie mit Spinnweben überzogen; zurück bleibt der leblose Körper Don Juans.

Begleitet werden die Tänzer durch das Luzerner Sinfonieorchester unter der Leitung von Florian Pestell und zu Melodien von Christoph Willibald Gluck, teilweise auch durch Musiker und Sängerinnen direkt auf der Bühne, was vor allem der Verführungsszene eine zusätzliche Dimension gibt.

Nein, dieser Don Juan hat nicht viel mit den üblichen Ballettabenden zu tun, zeigt aber einmal mehr, wozu dieses Ensemble fähig ist, denn hier ist nebst Beweglichkeit mit oder trotz viel Stoff auch Schauspielkunst gefragt. Samuel Déniz Falcón gibt einen wunderschönen, stolzen, sehr verführerischen Don Juan, seine Opfer Chiara del Borgo, Salome Martins, Cecilia de Madrazo Abad und Sandra Marín Garcia lieben und leiden mit grosser Überzeugung. Ein unkonventioneller, vergnüglicher Abend, den das Premierenpublikum begeistert und mit einer Standing Ovation feierte!

 

Trailer der Produktion über diesen Link:

http://www.art-tv.ch/11082-0-Luzerner-Theater-I-Don-Juan.html

Fotos Luzerner Theater http://www.luzernertheater.ch/,Gregory Batardon  www.gregorybatardon.com

http://fotogalerien.wordpress.com/2014/10/01/luzerner-theater-tanz-16-don-juan-premiere-1-oktober-2014-besucht-von-gabriela-bucher/

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