Nuts, knackiger Tschaikowsky
Der Choreograph Kinsun Chan inszeniert Tschaikowskis „Nussknacker“ und begeistert im UG des Luzerner Theaters mit seiner erfrischenden Version des weltberühmten Balletts von Pjotr I. Tschaikowski.Die Vorstellung beginnt bereits lange vor der eigentlichen Vorstellung mit dem Eintreffen der Besucher im UG.
Craig Davidson, Rachel Lawrence
Der Empfang ist herzlich und persönlich, die Wand hinter der Bar bis in den letzten Winkel dekoriert mit Teddybären, Holzfiguren, Gipsengeln, venezianischen Gondeln, Buddhas, Porzellanrehen, Matrioschkas, himmelwärtsfahrenden Weihnachtsmännern und meterweise rotem Lametta. Dazu die Melodien aus dem „Nussknacker“ in Endlosschlaufe, unterschiedlichste Dialekte, die sich vermischen, etwas Englisch, Holländisch, Tänzer, die zwischen Bühne und Garderobe hin- und herhuschen, sich unter das herumstehende Publikum mischen, zuerst unauffällig, privat, dann immer präsenter, bis die Vorstellung irgendwie begonnen hat, ohne dass man den Übergang so ganz bewusst wahrgenommen hätte. Klara hängt an der Bar, weggetreten, dahinter hantiert ein Barmann kunstvoll mit Gläsern und Tüchern, eine Horde junger Männer drängt sich schreiend und johlend um den Tresen, eine Mäuseherde schiebt sich durch die amüsierten Zuschauer, welche ab und an im Vorbeigehen sanft weggeschoben, neu aufgestellt werden. Mal wird Platz geschaffen an der Bar, mal beim Vorhang auf der gegenüberliegenden Seite. Auf kleinstem Raum wird da getanzt, gefeiert, gespielt, die „Bühne“ neu arrangiert. Eine beschwipste Klara torkelt schlussendlich zu einer ebenfalls leicht beschwipst klingenden Melodie durch die Zuschauer und fordert diese auf, ihre Sitzplätze einzunehmen, denn jetzt beginnt die Vorstellung.
Vorne Rachel Lawrence hinten Ana Portela Chiara Dal Borgo Eva Calanni Craig Davidson Aurélie Robichon Salome Martins Myronne Rietbergen
Die anschliessenden Tanzsequenzen aus dem „Nussknacker“ haben etwas Verzaubertes, Verschmitztes und Verspieltes. Unter einem Himmel voller grüner Karton-Tannenbäumchen, wie sie sonst in Autos zu finden sind, tanzen sich die Protagonisten mal zu zweit, mal zu dritt, mal im Ensemble durch die verschiedenen Episoden mit viel Humor und kleinen ironischen Seitenhieben. Umwerfend komisch die arabische Szene, wo sich eine Figur in einer Burka plötzlich verfünffacht, ein ziemlich verdrehtes Augenballet hinlegt und schlussendlich zwei Figuren gebärt und herzerfrischend das Fingerballett mit roten Tutus unter Klaras Rüschenrock. Die Kostüme in zart-verhaltenem Grau, Blau und Silber mit etwas Glitzer, etwas Pelz, etwas Tüll und Rüsche haben etwas festlich-nostalgisches. Die von Daniel Steffen arrangierte Musik mit Einlagen, die manchmal an Drehorgeln oder Daumenklavier erinnern, vervollständigt den Eindruck des Märchenhaften und man verliert sich mehr und mehr in der Traumwelt der drei Protagonisten.
Samuel Déniz Falcón Anton Rosenberg Davidson Farias Rachel Lawrence
Luftig, leicht und verspielt kommt sie daher, diese Version des Tschaikowski klassikers die der gebürtige Kanadiers Kinsun Chan inszeniert und die an diesem Abend irgendwie an ein grosses Weihnachtspaket erinnerte, aus welchem immer neue Überraschungen zum Vorschein kamen. Gerne wäre man noch etwas länger geblieben in dieser wohlig-warmen Vorweihnachtsatmosphäre. Das begeisterte Publikum bedankte sich lange und lautstark für den verzaubernden Abend.
Zur Visualisierung hier noch eine andere Choreografie von Kinsun Chan
http://www.youtube.com/watch?v=s9Ij4LBXQRU
Fotos: www.luzernertheater.ch Ingo Höhn
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