Luzerner Theater: DIE AFFÄRE RUE DE LOURCINE Komödie von Eugène Labiche Deutsch von Elfriede Jelinek, veröffentlicht auf www.innerschweizonline.ch und www.bochumer-zeitung.net

Die Affäre Rue de Lourcine, header

Produktionsteam

Andreas Herrmann Inszenierung
Max Wehberg Bühne
Catherine Voeffray Kostüme
Sandro Corbat Musik
David Hedinger Licht
Ulf Frötzschner Dramaturgie

Besetzung Christian Baus Mistingue, Jörg Dathe Lenglumé, Hans-Caspar Gattiker Potard, Bettina Riebesel Norine, Samuel Zumbühl Justin

 

 

Rezension

Die Komödie von Eugène Labiche (1815-1888) handelt von zwei alten Freunden, die nach einem feucht-fröhlichen Klassentreffen zusammen aufwachen und keine Ahnung mehr haben, was am Vorabend passiert ist. Alles spricht dafür, dass sie die Mörder eines Kohlemädchens sind, über welches in der Morgen-Zeitung berichtet wird. Dass diese Zeitung allerdings 20 Jahre alt ist, wissen sie nicht. Die beiden versuchen nun fieberhaft, Indizien und Zeugen aus dem Weg zu schaffen. Dies die Geschichte zur neusten Produktion des Luzerner Theaters. Umgesetzt wurde sie durch Andreas Herrmann mit Musik von Sandro Corbat. Für die Bühne zeichnet Max Wehrberg.

Auf der Bühne des Luzerner Theaters steht ein riesiges Bett, sonst nichts. Darauf liegen ein paar Kleidungsstücke, der eine oder andere Schuh, alles achtlos hingeworfen, auch ein schlafender, halbangezogener Mann. Auf diesem Bett aus riesigen, weichen Matratzenteilen spielt sich das ganze Geschehen ab. Nebst wunderbar skurrilen Momenten und ganz speziellen Bildern, welches dieses Bühnenbild ermöglicht, verlangt es aber auch alles ab von den Schauspielern. Diese kämpfen sich anderthalb Stunden nicht nur bildlich auf unsicherem Boden. Sie torkeln, schwanken, rennen, stampfen, kämpfen, tanzen, vergraben und verstecken sich und diverse Gegenstände in diesem weissen, wogenden Meer von grossen, weissen Kissen.

Die erste Szene geht dank einem herausragenden Jörg Dathe als Lenglumé ziemlich unter die Haut. Mit wirrem Haar, schmerzverzerrtem Gesicht, weinverschmiertem Unterhemd und einer Stimme wie Schmirgelpapier torkelt er völlig verkatert auf dem riesigen Bett herum und versucht sich zu erinnern, man meint die Kopfschmerzen selber zu spüren. Immer wieder blitzt während des Stücks der französische Humor auf, auch in der Person von Potard, dem Vetter (Hans-Caspar Gattiker) in seinem sehr Unterkörper-betonten Freizeit-Tenue und immer wieder entstehen spannende Bilder durch das riesige Bett, welches die Protagonisten klein und unscheinbar erscheinen lässt und die Proportionen verzerrt. Und immer wieder gibt es Momente voller Komik und Skurrilität, zum Beispiel wenn die beiden angeschlagenen Freunde sich anzuziehen versuchen, ein urkomisches Ballett zu Musik von Purcell, bei Tisch, wenn den Zuschauern vier paar Schuhsolen anklagend entgegenstarren, vier Köpfe über einem beleuchteten Balken, der als Tisch dient, hervorlugen, eine Szene wie aus einem Märchen, die Darsteller wie Kinder an einer Geburtstagsparty. Leider zieht diese Szene sich dann aber sehr lange hin, da helfen weder die umwerfende Mimik von Bettina Riebesel als Norine noch die Sprüche von Christian Baus als Mistingue. Beinahe gespensterhaft der Auftritt des rabenschwarzen Dieners Justin (Samuel Zumbühl), wenn er wie ein Totengräber mit rauchendem Kessel über die Bühne schreitet und im schwarzen Nachthimmel über Lenglumé ein zarter grauer Wolkenschleier hängen bleibt.

Die Komik ist da, Gags gibt’s viele, skurrile Momente auch, das Bühnenbild ist einzigartig, die Schauspieler geben alles. Mit etwas weniger Längen würde das Stück wohl noch dichter und die Lacher noch zahlreicher.

 

Kleine Fotodiashow vonTanja Dorendorf / T+T Fotografie www.ttfoto.ch 

Weitere Aufführungsdaten und andere Informationen: http://www.luzernertheater.ch/

https://fotogalerien.wordpress.com/2015/01/27/luzerner-theaterdie-affare-rue-de-lourcine-komodie-von-eugene-labiche-deutsch-von-elfriede-jelinek/

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